
Ausgezeichnete Vereine und Initiativen
Die Stiftung Gemeinsam Handeln und Der Paritätische NRW vergeben seit 2016 alle zwei Jahre den Engagementpreis für ehrenamtliches Engagement in der sozialen Arbeit. Interessierte Vereine und Organisationen können sich von den Gewinner*innen der Vorjahre inspirieren lassen: Sie sind gelungene Beispiele für die erfolgreiche Akquise und Bindung von ehrenamtlich Engagierten und ausdrücklich zur Nachahmung empfohlen.
Engagementpreis 2024 - Engagement in Krisenzeiten
Bereits zum vierten Mal vergab der Paritätische NRW in Kooperation mit der Stiftung Gemeinsam Handeln den Engagementpreis, um Vereine und Organisationen zu würdigen, denen es besonders gut gelingt, Menschen fürs Ehrenamt zu begeistern. Verliehen wurde der Preis am 10. Oktober 2024 im Circus Schnick-Schnack in Herne, einer Mitgliedsorganisation des Paritätischen NRW.
Der erste Preis, prämiert mit 4.000,- Euro, ging an die Kölner Freiwilligenagentur für Ihr Projekt “Kurz & Gut – Kurzzeitengagement”
Das Projekt „Kurz& Gut – Kurzzeitengagement“ ist eine Vermittlungsplattform. Es bringt Organisationen die kurzfristig ehrenamtliche Unterstützung benötigen mit Menschen zusammen, die sich zeitlich begrenzt engagieren möchten. Es ist entstanden als Antwort auf den großen zusätzlichen Bedarf an Hilfsangeboten nach dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und einer „Überforderung“ der hauptamtlichen Unterstützungsstrukturen. Mittlerweile sind 800 Engagierte und 150 Organisationen registriert und nutzen das Angebot regelmäßig. Die Jury hat vor allem überzeugt, dass mit der Bereitstellung der Online-Vermittlungsplattform einem seit längerer Zeit zu beobachtenden Trend im Bereich des Ehrenamtlichen Engagements wirkungsvoll begegnet werden kann. Viele Menschen würden sich gerne engagieren, schrecken aber aus unterschiedlichen Gründen vor einer langfristigen Bindung zurück. Einige möchten sich erst ausprobieren und das für sie richtige Betätigungsfeld finden und wieder andere lieben die Abwechslung. All diese Wünsche und Bedarfe nach Kurzzeitengagement können mit diesem Angebot abgedeckt werden. Damit, so das Urteil der Jury, hat die Plattform Modellcharakter für andere Städte und Regionen – und ist geeignet, auch die Arbeit der Mitgliedsorganisationen des Paritätischen NRW vor Ort sinnvoll zu entlasten und zu unterstützen.
Website: https://www.koeln-freiwillig.de/kurzzeitengagement/
Den zweiten Preis, prämiert mit 3.000,- Euro, erhielt der Verein Gast Haus – Ökomenische Spannungsbogen Initiative e. V. für Ihr Projekt „Gesundheitshaus für Wohnungs- und Obdachlose“
Ziel des Projektes war die Errichtung eines Gesundheitshauses für Wohnungs- und Obdachlose in Dortmund mit einem Angebot für die physische und psychische Gesundheit in Ergänzung an das bestehende Hilfsangebot des Vereins Gast-Haus. Schwerpunkt des Hauses liegt im Hygienezentrum, einem Frauencafé als Schutzraum für obdachlose Frauen und Beratungsräumen für Sozial-und Rechtsberatungen. Durch das Zentrum sollen Hygienestandards erhöht und gesellschaftliche Ausgrenzung aufgrund von Geruch und Verwahrlosung reduziert werden, was das Selbstvertrauen und die soziale Teilhabe fördert. Das Zusammenspiel von Tagesaufenthalt, mobilem medizinischen Dienst, Sozialberatung und dem Gesundheits- und Hygienezentrum soll eine umfassende und präventive Versorgung sicherstellen. Dieses einzigartige Angebot könnte als Vorbildprojekt weit über Dortmund hinauswirken. Die Eröffnung des Hauses konnte im August 2024 realisiert werden. Die Engagementpreis-Jury hat die Vielfältigkeit und die kluge Verzahnung der unterschiedlichen Unterstützungsangebote für wohnungs- und obdachlose Menschen des Gast-Haus-Teams überzeugt. Angesichts einer sich aktuell zuspitzenden gesellschaftlichen und politischen Debatte der Ausgrenzung und Stigmatisierung von Menschen am Rande der Gesellschaft und einer Infragestellung sozialer Sicherungssysteme ist das Projekt besonders sinnvoll und sendet ein wichtiges Signal.
Website:www.gast-haus.org
Der dritte Preis, prämiert mit 2.000,- Euro, wurde an Die Kette e. V. in Düren für das Projekt “Verrück? Na und!” verliehen.
Zentrales Element des 2016 ins Leben gerufenen Programms ist die Durchführung von „Schultagen“ für Schüler*innen und Lehrkräften ab Jahrgangsstufe 8. Die Schultage werden geplant und durchgeführt von Teams aus Fachexpert*innen und persönlichen Expert*innen, die selbst Erfahrung mit Krisen, Erkrankungen und Gesundung haben. Ziel ist es, jungen Menschen für das Thema zu sensibilisieren und den Raum zu geben eigenen Krisen anzusprechen sowie das Gefühl zu vermitteln, dass sie damit nicht allein sind. Nach einer Coronapause ist das Programm in 2023 wieder gestartet. Der Bedarf ist riesig. Themen wie Einsamkeit oder depressive Krisen während der pandemischen Isolation sind in den Vordergrund getreten. Die Schultage leisten darüber hinaus einen Beitrag zur Entlastung des Schulsystems. Der Jury hat besonders gefallen, dass mit dem Projekt eine Zielgruppe adressiert wird, die in den großen Krisen der vergangenen Jahre oft zu kurz gekommen ist und aktuell hohen psychischen Belastungen ausgesetzt ist. Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Entscheidung der Jury, „Verrückt? Na und!“ mit dem 3. Preis des Engagementpreises 2024 auszuzeichnen, ist die kluge Einbindung von Menschen, die selbst seelische Krisen, Erkrankungen und Gesundungen erlebt haben und dadurch eine besondere Authentizität für die Schüler*innen mitbringen.
Website:www.diekettedueren.de
Der Sonderpreis, prämiert mit 2.000,- Euro, ging Andreas Leistkow und die Friedensiniative Nottuln für das Projekt „Notfallkocher“
Das Projekt „Notfallkocher“ geht zurück auf die Initiative von Andreas Leistikow, der sich nach dem Überfalls Russlands auf die Ukraine zunächst einmal Gedanken dazu gemacht hat, wie im Falle eines Übergreifens des Krieges nach Deutschland die eigene Notfallversorgung sichergestellt werden kann. Dabei spielte das Kochen von Kartoffeln als schnelle und einfache Möglichkeit eine zentrale Rolle. Hiervon ausgehend ist die Idee entstanden, „Notfallkocher“ zum Kochen von Kartoffeln für die Zivilbevölkerung und die Soldaten in der Ukraine zur Verfügung zu stellen. Die „Notfallkocher“ werden hergestellt aus gebrauchten Fahrradbremsscheiben und daran geschweißte Schrauben als Beine. Inzwischen konnten mehr als 1000 dieser Kocher hergestellt und verteilt werden. Dem Initiator Herr Leistikow ist es gelungen, sich ein Netzwerk aus Vereinen und Organisationen in Nottuln und Umgebung aufzubauen, die ihn dabei unterstützen. Dies betriff sowohl die Beschaffung der Materialien, die erforderlichen Schweißarbeiten sowie den Transport und die Verteilung. Ergänzend konnten Spenden in Höhe von 17.000 Euro für die Anschaffung von Brennpaste gesammelt werden. Die Jury hat besonders die Initiative eines einzelnen Menschen beeindruckt, der mit einer sehr pragmatischen und handfesten Idee eine große Wirkung erzeugt hat. Durch eine sehr kluge Vernetzung zur Umsetzung der notwendigen Arbeiten und zur Gewinnung von Spender*innen ist daraus ein großes Projekt geworden, was einen sehr unmittelbaren Beitrag zur Verbesserung der Lebenssituation von Menschen in Kriegs- und Krisengebieten leistet.
Website:https://fi-nottuln.dfg-vk.de/
Engagementpreis 2020: Engagement für Kinder - Chancengleichheit und Solidarität
Vor 30 Jahren, im November 1989, hat Deutschland die UN-Kinderrechtskonvention unterzeichnet. Doch noch immer kommen nicht alle Kinder zu ihrem Recht, haben Kinder mit Behinderung, Sprachbarrieren oder einkommensschwachen Familien nicht die gleichen Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe und eine glückliche Zukunft. Engagement für Kinder, das sich für gleiche Chancen und die Vermittlung gemeinschaftlicher Werte, ein solidarisches Miteinander und gegen Ausgrenzung einsetzt, verdient Anerkennung. Mit dem Engagementpreis 2020 prämieren wir deshalb Projekte für Kinder mit dem Fokus auf Chancengleichheit und Solidarität.
Verliehen wurde der Preis zum dritten Mal vom Paritätischen NRW in Kooperation mit der Stiftung Gemeinsam Handeln.
Der erste Preis, prämiert mit 4.000,- Euro, ging an KIA e. V. (Keiner ist allein) für das Projekt "Grundschulen und KIA e. V. gemeinsam für nachhaltige Ernährung".
In dem gemeinsamen Projekt sollen die Interessen und Kompetenzen von KIA e. V. und den drei Grundschulen zusammengeführt werden. In einem ersten Schritt soll im Rahmen des Religions- bzw. Sachunterrichts ab dem Schuljahr 2020/2021 die "KIA" besucht werden. Dadurch werden die Kinder mit Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlichen sozialen Schichten zusammentreffen, gemeinsam Kochen und gemeinsam Essen. In weiteren Schritten kann die Kleiderkammer der KIA genutzt werden, damit sich Kinder und Eltern bei Bedarf mit hochwertiger gespendeter Kleidung versorgen können. Es kann in der Schule ein hochwertiges Frühstück geliefert werden. Die "KIA" kann sich auf den Schulfesten der drei Gundschulen präsentieren und dabei das Catering während des Schulfestes übernehmen.
Das Preisgeld soll als Anschubfinanzierung des Projekts genutzt werden.
Weitere Informationen finden Sie auf der Website kia-kaffeestube
Den zweiten Preis, prämiert mit 3.000,- Euro, erhielt das DOMINO-Zentrum für trauernde Kinder e. V. für das Projekt "DOMINO-Zentrum für trauernde Kinder".
DOMINO begleitet und unterstützt Kinder bei ihrer Trauerarbeit.
DOMINO versteht sich als Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche, die einen nahestehenden Menschen durch Tod verloren haben.
In begleiteten Unterstützungsgruppen bietet DOMINO in Bergisch Gladbach und Leverkusen geschützte Räume, in denen den oft übersehenen trauernden Kindern und Jugendlichen - unabhängig vom sozialen Umfeld - Gelegenheit gegeben wird, ihren individuellen Trauerweg zu finden und auf positive und kreative Weise ihre Trauergefühle zu durchleben.
Weitere Informationen finden Sie auf der Website domino-trauerndekinder
Der dritte Preis, prämiert mit 2.000,- Euro, wurde an CEC-Connect e. V. für das Projekt "Poerty Slam - Wir suchen den Stadtmeister" verliehen.
An vier Projekttagen wurden von zwei Trainer*innen Workshops rund um das Thema Poetra Slam durchgeführt. Am Ende gab es einen Abschlusskontest auf großer Bühne und das Küren der Stadtmeisterin. 15 Jugendliche (zwischen 12 und 18 Jahren) mit Fluchterfahrung haben an dem Projekt teilgenommen und sind während der Workshops über sich hinausgewachsen. Das Projekt wurde sprachlich begleitet (größtenteils englisch und arabisch) und hatte das Ziel, dass die jungen Geflüchteten ihre Gedanken und Gefühle ausdrücken können. Aufgrund mangelnder sprachlicher Kompetenzen sollten die Workshops Grundkenntnisse über Poetry Slam, Techniken die dabei unterstützen Texte zu verfassen und diese dann performativ vorzustellen, näherbringen.
Weitere Informationen finden Sie auf der Website cec-connect
Der Sonderpreis, prämiert mit 2.000,- Euro, ging an den Fröbel Kindergarten Pfiffikus für das Projekt "Bundesweiter Vorlesetag".
Im Rahmen des bundesweiten Vorlesetages ist am 14.11.2019 Veuve Noire aus der Olivia Jones Familie aus Hamburg in den Fröbel Kindergarten Pfiffikus gereist. Veuve Noire hat den Kindern aus Olivia Jones Buch: "Keine Angst in Andersrum" vorgelesen. Im Anschluss an der Vorleseaktion stand Veuve Noire für interessierte Gäste und Eltern Rede und Antwort. Ausgrenzung und Mobbing beginnt oft sehr früh und Veuve Noire hat nicht nur von ihren eigenen Erfahrungen zum Thema berichtet, sondern auch aufgezeigt, wie wichtig Unterstützung von der Familie, Freunde und Außenstehenden ist.
Im Vorfeld wurde die Veranstaltung von der Partei "Die Rechte" attackiert und bedroht. Die Kindergartenleitung und die Eltern ließen sich jedoch nicht einschüchtern. Die Veranstaltung musste unter Polizeischutz stattfinden.
Weitere Informationen finden Sie auf der Website Fröbel Kindergarten Pfiffikus
Engagementpreis 2018: Junges Ehrenamt im Fokus
Mit dem Engagementpreis 2018 wurden drei Projekte, in denen es besonders gut gelungen ist, speziell junge Menschen (bis 27 Jahre) für ein Ehrenamt zu begeistern. Erstmalig wurde zudem ein Sonderpreis vergeben.
Das Projekt „Biografiewerkstatt zum Thema Migration und Flucht mit Jugendlichen und NS-Überlebenden“ des Bundesverbands Information & Beratung für NS-Verfolgte erhielt den mit 4.000 Euro dotierten ersten Preis. Der Verein bringt Schüler*innen, junge Geflüchtete und Überlebende der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zusammen.
Der Verein Wuppertaler Individualpädagogische Projekte e.V. (WIP) ist für das Projekt „Kulturelle Paten“ (KuPa) mit dem zweiten Preis (3.000 Euro) ausgezeichnet worden. Die KuPa sind Jugendliche, die sich in der eigenen Schule für ihre neu zugewanderten Mitschüler*innen einsetzen.
Den dritten Preis (2.000 Euro) erhielt der Verein KuBus e. V. für das Projekt „LEA-Leseklubs und mehr¬Sinn Geschichten“. Dort treffen sich jüngere und ältere Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen auf Augenhöhe.
Erstmalig vergab der Paritätische NRW auch einen Sonderpreis (2.000 Euro). Dieser ging an das Projekt SCHLAU Duisburg, das in Schulen Aufklärungsarbeit zu sexueller Orientierung und geschlechtlicher Vielfalt leistet.
Engagementpreis 2016: Innovative Projekte im Fokus
Der erste Engagementpreis legte den Fokus auf Innovation: Gesucht wurden beste Beispiele aus der Praxis, in denen innovative Projekte zur Gewinnung von neuen Engagierten durchgeführt werden.
Der erste Preis, prämiert mit 4.000 Euro, ging an den Verein Abenteuerkiste e. V. in Greven. In der Abenteuerkiste engagieren sich Kinder und Jugendliche für andere Kinder. Der Verein schafft es immer wieder aufs Neue, junge Menschen für die ehrenamtliche Arbeit zu begeistern und einen Teil ihrer Freizeit in freiwilliges Engagement zu investieren. Einer der Erfolgsfaktoren ist dabei die enge Zusammenarbeit mit Schulen und anderen Kooperationspartnern.
Den zweiten Preis (3.000 Euro) erhielten die Lebensfreunde Marl, die sich in der Selbsthilfe für Menschen mit Depressionen, Traumata und Angsterkrankungen sowie deren Angehörige engagieren. Die Gruppenmitglieder treffen sich regelmäßig, um miteinander über ihre Erkrankungen zu reden und sich selbst und anderen dabei zu helfen, mit ihrer Erkrankung umzugehen.
Der dritte Preis (2.000 Euro) wurde an den Verein Dampfross in Steinfurt vergeben. Er betreibt eine offene Generationswerkstatt, in der junge und alte Menschen zusammenkommen. Die Werkstatt verbindet den Lernraum Schule und das außerschulische Lernen miteinander und stärkt den Austausch zwischen den Generationen.